Ruta de Laguna / Bolivien 19.10. - 23. 10.

Als alle mit ihren Besorgungen fertig waren fuhren wir gegen 11:00 Uhr los, mit der selben Gruppe wie auf dem Salar. Am schwierigsten war es, Feuerholz zu organisieren, denn Bäume gibt es in 150 km Umkreis nirgends. Die ersten 100 km waren Asphalt oder fester Lehm, auf dem wir mit 60 – 80 km/h vorran kamen. Dann bogen wir links ab auf eine unscheinbare Schotterpiste Richtung Villa Mare. Die ersten 40 km waren mit Motorrädern gut bis mäßig mit 30 km/h zu befahren. Dann wurde die Piste immer schlechter. Das Waschbrett häufte sich, hinzu kam der Sand. Die letzen 8 km waren nur noch weicher Sand. Nach insgesamt 185 km erreichten wir gegen 17:30 Uhr unseren Stellplatz, einsam gelegen auf gut 3.800 m Höhe zwischen bizarr geformten Felsen des Valle de las Rocas. Wir hatten einen wunderbaren Abend mit heißen Nudeln und Bolognesessoße von Jenny und Gavin gekocht, unter einer ca. 20 m hohen, senkrechten Felswand.

 

Am zweiten Morgen wurden wir bei unserem Frühstück von Touristengruppen aus aller Herren Länder fotografiert, die in 7 Geländewagen über die Lagunenroute gescheucht wurden. Nach jeweils 15 Minuten waren sie wieder weg.

 

Für diesen Tag war die Offroadstrecke zur Laguna Colorada 85 km lang. Die Laguna Colorada auf 4275 m Höhe ist ein mineralienhaltiger See mit Kupfersalzen darin. Es gibt rote, grüne und weiße Bereiche in dem See, an dem trotz der Höhe und Kälte Flamingos leben können.

 

Zu Beginn der Strecke wechselten sich Waschbrett und Sandlöcher ab. Meist fuhren wir mit weniger als 20 km/h. Nach 60 km war Gudrun völlig fertig. Sie wurde aufgeheitert durch Jenny und Gavin, die mit ihrer leicht lädierten Ruby die ganze Zeit hinter uns hergekrochen sind. Dabei mussten sie noch mehr Gepäck von uns und Florian aufnehmen, weil es herunterfiel bzw. Florians Gepäckträger bei dem Geruckel zerfiel.

 

Als die Laguna Colorada in Sicht kam, wurde die Straße extrem sandig. Florian blieb bis zur Hinterachse im Sand stecken und konnte nicht alleine herauskommen. Wieder erst gegen 17:00 Uhr kamen wir am Camp auf ca. 4300 m Höhe an, das Jenny und Gavin aus dem I-Overlander ausgesucht hatten. Es war in einem trocken liegenden Canyon. An diesem windgeschützten Platz hatten wir mit Lagerfeuer und Hühnersuppe, von Penny und Dane gekocht, einen wunderschönen Abend.

 

Der dritte Tag beinhaltete nur 45 km Offroadstrecke über den Geysir Sol de Manana zum Salar de Chalvin. Der Geysir liegt auf 4850 m Höhe inmitten von blubbernden Schlammpfützen und ist vorrangig morgens aktiv. Er lässt eine Dampfwolke etwa 10 m in die Höhe steigen. Wieder bestand die Strecke aus Waschbrett, Sandlöchern, tiefen Spurrinnen und Felsenblöcken. Wieder kamen uns viele Geländewagen mit Touristen entgegen, die uns rücksichtslos einstaubten. Wir kamen zeitig an unserem Treffpunkt an. Dort gab es am Rande des Salar de Chalvin eine Therme. Ein Beton-Badebecken wird mit kristallklarem Wasser aus der heißen Quelle Thermas de Chalviri gespeist. Rundherum standen flache Bauten und angefangene Baustellen. Die ganz große Vermarktung der Therme steht wohl noch bevor. Wir entspannten uns im pullewarmen Becken. Dann kam der Abend. An dem völlig freien Platz am Salar auf 4370 m Höhe fluchten Florian und Wilfried beim Kochen über den Wind und die Kälte. Das Wetter war so unangenehm, dass wir alle frierend gegen 19:00 Uhr in unsere Löcher gekrochen sind. Die Nacht war an diesem Stellplatz so kalt, dass unsere 2-Literflaschen mit Trinkwasser komplett durchgefroren waren. Morgens wollten wir eigentlich noch mal in den Pool, doch an der Straße standen schon um 7:30 Uhr dreißig Geländewagen und der Pool war total überfüllt, da half der Hygiene auch kein nachlaufendes Frischwasser mehr auf die Sprünge.

 

Am vierten Morgen packten wir mit viel Mühe unser Zelt im starken Wind zusammen und machten uns auf den Weg zu den nicht weit entfernten, frei in der Wüste stehenden Dalisteinen. Salvator Dali hat Gemälde geschaffen, welches ähnliche Stein- bzw. Figurenformationen zeigt. Weiter führte die Route zur Laguna Verde, einer türkisgrünen Lagune, die das Licht bricht wie eine dicke Glasfläche. Die Sonne hatte ihre Kraft in der Höhe an diesem Tag verloren, so dass die Autofahrer lieber im Wagen ihre Mittagspause verbrachten. Trotzdem schlugen wir wie geplant wenige Kilometer weiter unser Camp hinter einer Art Berghütten-Hostel auf. Gudrun und ich hatten den vierten Kochdienst: Pfannekuchen mit Speck, Würstchen, Pilzsoße oder Marmelade. Nicht einfach zu kochen bei Wind, 2 Grad und auf 4300 m Höhe. Den späteren Abend verbrachten wir windgeschützt im „Restaurant“ unter einem Plastikwelldach. Die Bedienung lief mit Mütze und Steppweste rum. Alles war sehr „basic“.

 

Am fünften Tag ging es über die Grenze und nach 7 km erreichten wir die Asphaltstraße. Bis nach San Pedro de Atacama ging es 2000 m und 45 km den Berg hinab. Endlich wieder Wärme. Diese Lagunaroute und der Salar de Uyuni waren das größte Abenteuer unseres bisherigen Urlaubes. Dass wir das machen konnten, war nur durch die umfassende Unterstützung unserer Freunde möglich. Und dass wir diese anspruchsvolle Strecke unfallfrei und ohne Mopedschäden bewältigt haben, ist ein großes Glück.

 

Wir verlassen Bolivien mit gemischten Gefühlen. Grandiose Landschaften mischen sich mit einfachsten, ärmlichen Wohnverhältnissen, schlechtem Umweltschutz und Wildwuchstourismus. Bolivien war für uns ein großes Erlebnis. Erholen werden wir uns woanders.

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Bernd (Donnerstag, 27 Oktober 2016 11:54)

    Hallo ihr beiden
    Die Berichte über Bolivien haben mir total gut gefallen; die Fotos waren nochmal besser! Ich weß garnicht ob ich mir das noch weiter anschauen kann. Ich habe jetzt schon keine Lust mehr zu arbeiten!?! Na ja, vieleicht wird es nach der Mittagspause besser.
    have fun Bernd

  • #2

    hanno & antje (Donnerstag, 27 Oktober 2016 15:31)

    .... endlich abenteuer ;-)))
    schön, dass ihr das gut überstanden habt. die erinnerung daran wird mit jedem erzählen abenteuerlicher :-))

    erholt euch.

    liebe grüsse von den detmoldern...

  • #3

    Anne (Dienstag, 01 November 2016 07:08)

    Was für Geschichten! Ich habe mir die Fotos dazu noch gar nicht angeschaut-bin aber schon ganz gespannt darauf.
    Liebe Grüße aus dem herbstlichen OWL

  • #4

    Harald Freunbichler (Samstag, 05 November 2016 13:06)

    Liebe Freunde,
    nach längerer Zeit bin ich wiedermal hier und zutiefst beeindruckt ob eurer Abenteuer! Für sowas bin ich mittlerweile definitiv zu "jährig" und marode. Phantastische Erlebnisse, die man sinnigerweise nur als Partner - in eurem Idealfall als Paar - und mit lokal gefundenen Kameraden absolviert. Chapeau!
    Ich werde nun sicher öfter hier verweilen. Das Jahr geht gegen Ende der Motorradverwendung, gestern habe ich noch Mecki in Bad Aibling besucht (100 tour-retour) Bei sechs Grad auch kein reines Vergnügen. (Das dabei auf der Hinfahrt durchfahrene Rosenheim ist das grauenerregende Gegenteil von Stadtentwicklung und ein Menetekel, wo wir hingehen mit dem Individualverkehr. (Sagt der Motorradspinner!)

    Mecki und den ihren geht es gut, ist nur etwas nicht so ernstes mit ihrer re. Schulter.
    Ich habe meine Garage aufgeräumt und zwei Motorräder verkauft. Stattdessen habe ich mir eine leistungsreduzierte Neue zugelegt. Jetzt mit 60 werde sogar ich vernünftig. (http://kanitfastan.members.cablelink.at/Bilder/2016-08-20%2014-59-45%20XSR.jpg)
    Mein Jahresablauf war insgesamt doch eher mind-downgrading: Februar Handgelenkbruch, Juni Motorradunfall UA-Hautwunde, Juli Kieferartrose re., Sept. Radunfall Gehirnerschütterung + chron. Subduralhämatom/Trepanation.
    Das langt mal für dieses Jahr. Es geht mir wieder gut und ich genieße die letzten einigermaßen warmen Sonne-Radl-Tage.
    Euch alles Gute und unfallfreies Nach-Hause-Kommen. Und noch viele Abenteuer!
    LG, H