Exkurs: Wohnen auf dem Land in San Jeronimo und vor Cajamarca

Unser Guide zu den Sarkophagen war ein Bewohner des Bergdorfes, von Beruf Tischler. In seinem Haus durften wir in die Werkstatt schauen. Das Haus ist aus gestampftem Lehm. Die Wände sind mehr als 50 cm dick, unverputzt mit winzigen Fenstern. Das Dach hatte eine Wellblecheindeckung mit großem Dachüberstand. Im Haus gab es kein fließendes Wasser. Der Fußboden im Erdgeschoss, also in seiner Werkstatt, war ebenfalls aus Lehm und, vielleicht vom Fegen, so ausgehöhlt, dass der darin stehende Schreibtisch deutlich schief stand. Dabei war bereits ein Tischbein unterlegt. Jetzt wissen wir auch, dass die Tischler, die Ihre Möbel auf der (ebenen) Straße vor dem Haus zusammenleimen dies tun, um keine windschiefen Möbel zu bauen.

 

 

Unser Mittagessen war mit gebucht. Dies kochte eine Nachbarin drei Häuser weiter. Das Haus war ebenso gebaut. Wir aßen in der Küche im Erdgeschoss. Fließend Wasser gab es dort ebenfalls nicht.

 

Als Küchenmöbel gab es zwei halbhohe Regale, ca. 1 m breit. Auf dem einen stand ein 2-flammen Campingkocher und Töpfe etc., auf dem anderen Lebensmittel. An den unverputzen und ungestrichenen Lehmwänden hingen noch einige Küchenutensilien. Wir saßen auf einer Holzbank ohne Lehne vor dem einzigen  Tisch, ca. 50 cm * 80 cm. Der Boden war auch hier völlig schief, und es gab nur ein winziges Fenster. Die Familie hatte mindestens 3 Kinder. Wo essen die?

 

Wir aßen Hühnersuppe mit Bandnudeln und gekochtem Ei als Vorspeise. Als Hauptspeise einen Hühner-Unterschenkel mit Krautsalat, Reis und Kartoffeln, Dazu einen Salat aus gekochter Roter Bete, Kartoffeln, Möhre, Zwiebeln und Zitrone. Zu Trinken gab es frisch gepressten Saft, verdünnt mit Wasser. Alles hat tadellos geschmeckt und war hygienisch einwandfrei zubereitet, denn wir sind nicht krank geworden. Wie das unter den Bedingungen möglich ist, können wir uns kaum vorstellen.

 

Wir haben uns zusammengerissen und keine Fotos gemacht. Denn ohne zu fragen ist das ein unmögliches Verhalten und Fragen wäre ebenso unmöglich gewesen.

 

Solche Häuser wie hier in San Jeronimo werden immer noch neu gebaut, nur teilweise mit Betonboden und hoffentlich mit fließendem Wasser.

 

Lehmwände werden gestampft aus Lehm-Strohgemisch, zwischen Schalungen aus Holz oder sie werden aus vor Ort hergestellten, vorgetrockneten Lehmsteinen gemauert. Denn Lehm gibt es fast überall, fast umsonst. Wird ein Haus aufgegeben, verfällt das wieder zu Erde

 

Auf dem Weg nach Cajamarca auf größer Höhe kamen wir auch wieder an Dörfern mit ungestrichenen Lehmhäusern vorbei. Teils sind die Häuser so klein, dunkel und abgenutzt, dass man sich darin keine Menschen vorstellen kann. Meist wohnen dort Indigene, also Volksgruppen, die traditionell leben, oder auch leben möchten. An einem Berg stand vor jedem der Häuser ein neuwertiges leuchtend weinrot angestrichenes Minihaus, mit Plumpsklo bzw „Trockentoilette“. In einem anderen Bergdorf hatte jedes der Lehmhäuser ein türkisfarbenes Hygienehäuschen hinzugestellt bekommen. Dieses war vielleicht 2,5*2,5 m groß, darauf eine Kombianlage aus Wasserspeicher und thermischer Solaranlage. Darin war nicht nur das WC, sondern auch eine Dusche. Außen am Haus war aus Beton ein großes Waschbecken für die Wäsche.

 

Es gibt Organisationen, die vor Ort helfen möchten und so etwas erreichen. Aber es waren nur zwei Projekte dieser Art, die wir gesehen haben, und es wurden max. 100 Haushalte versorgt.

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